Mit der Schwangerschaft beginnt eine aufregende und wunderschöne Lebensphase. Für viele werdende Eltern ist der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses wichtiger Fixpunkt. Trockenübungen für den bevorstehenden Wettkampf im Kreißsaal. Treffpunkt zum Austausch von Erfahrungen. Wertvolle Informationen, hilfreiche Techniken und Antworten direkt vom Vertriebsprofi. Einer Hebamme.
Gemäß dem Motto “Schmetterlinge im Bauch und Fragezeichen im Kopf” stand natürlich auch bei uns der Geburtsvorbereitungskurs ganz oben auf der To Do Liste. Hoch emotionale und leicht hysterische Anfang Dreissigerin, erwartet ihr erstes Kind von rational denkendem, rüstigem Mitvierziger. Schwierig!
So hieß es also, einen, auf unsere besonderen Bedürfnisse maßgeschneiderten Geburts-Lehrgang zu finden. Und wir hatten Glück. Unser Krankenhaus, in welchem auch die Entbindung geplant war, strahlte die erforderliche Kompetenz aus, uns auszuhalten.
Lektion 1: “Atemtechniken helfen dabei, besser mit den Wehen klarzukommen und die Geburt angenehm zu erleben.” Bei den Atemübungen auf den Turnmatten zählte ich während der gesamten Kursdauer zweifelsfrei zu den Besten. Es gab keine Übung, die ich nicht mit Bravur meisterte. Atmen liegt mir einfach im Blut. Ich bin von Haus aus, eher der Atemtyp. Wehen veratmen, eine schmerzlose Geburt – für mich somit überhaupt gar kein Problem! Warum die Frauen beim Kinder kriegen dennoch immer so ein Drama machen? Ich weiß es auch nicht! Man muss doch eh nur atmen!
Göttergatte wiederum war ein wahrer Champ im “Massieren mit dem Tennisball”. Die werdende Mami kniet auf der Matte am Gummiball, während der werdende Papi dahinter kniet und mit dem Tennisball quer über den Rücken massiert. Mein Schatz beherrschte die Ausführungen perfekt und erhielt sogar von der Hebamme volle Punktezahl. Haltungsnote 1! Ich hatte das Gefühl, die Hebamme war von unserem Engagement und Ehrgeiz fasziniert. So machte es auch nichts, dass ich viertelstündlich die Toilette aufsuchte und während den Atemübungen Nutella Brote aß.
“Entspannung während der Entbindung”
Einer meiner Lieblings-Themen-Schwerpunkte des Kurses. Da mit einem Säugling Zeit zum Entspannen vermutlich ohnedies in Zukunft rar sein wird, war es schön und beruhigend zu wissen, dass zumindest die Geburt noch eine wohltuende Entspannungsphase sein wird. “Gönn dir wieder Mal Ruhe & Entspannung – Auszeit im Kreißsaal” könnte ein werbewirksamer Slogan lauten, der die Geburtsrate in Kürze wieder ansteigen ließe. Denn welche Frau entspannt nicht gerne?
Da wir bereits wenige Einheiten nach Kursstart alle Voraussetzungen für eine schnelle, schmerzlose und entspannte Geburt vollstens erfüllten, konzentrierte ich mich ab nun an im Wesentlichen nur mehr aufs Babybauch hauen (Autokorrektur) Babybauchschauen. Was, die ist auch erst in der 30. Schwangerschaftswoche? Warum in aller Welt hat sie schon so einen grossen Bauch? Zwillinge?
Fortan drehten sich meine Gedanken und Fragen, während des Kurses nur mehr um Nebensächliches. Denn der Hauptteil, die Entbindung selbst, war ohnedies schon so gut wie erledigt.

- Woher weiß ich, dass die Geburt beginnt?
- Was, wenn ich nicht merke, dass es los geht?
- Welche Farbe hat das Kreißsaal-Hemd?
- War das gerade eine Wehe?
- Was, wenn ich beim Autofahren / beim Einkaufen einen Blasensprung habe?
- Labello Soft Rosé oder Watermelon Shine für den Kreißsaal?
Nachdem wir den Kurs in der Mindeststudiumsdauer mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert hatten, sehnten wir nichts mehr, als die Geburt unseres kleinen Wunders, herbei. Doch, dessen Planung ging augenscheinlich nicht mit unserer einher. Der errechnete Geburtstermin war bereits verstrichen und leichter Ärger über die Unpünktlichkeit unsres Nachwuchses machte sich breit. Doch, da natürliche Methoden zur Geburtseinleitung auch Bestandteil unseres Geburtsvorbereitungskurses waren, wusste ich genau was zu tun war: Sauerkraut Saft trinken, warme Wannenbäder, Spaziergänge und Treppensteigen. Alles keine Schwierigkeit, wäre doch gelacht! Nur die Sache mit dem Sex ignorierte ich dezent. Bewege ich mich so, im nicht schwangeren Zustand schon nicht gerne. Wie hätte ich dann als Hochschwangere, Bettgeflüster konditionell überstehen sollen?
Leider half alles nichts! Die medikamentöse Geburtseinleitung im Krankenhaus erleichterte mich jedoch insofern, als ich wusste, dass ich nun nie mehr in meinem Leben Sauerkraut Saft trinken muss. Da Lausi bis dahin nicht daran dachte, uns mit seiner Anwesenheit zu beehren, blieb uns zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit mehr, als die Einleitung.
Nun war er also in Kürze da, der Moment der Entbindung. Der Moment, dem wir schon so lange entgegen gefiebert hatten. Den wir kaum noch erwarten konnten. Das Kennenlernen und Kuscheln mit unserem Sohn, der Mamis und Papis Herz bereits im Bauch im Sturm erobert hatte.
Vorher hieß es nur noch schnell entbinden!
Nichts leichter als das! Waren wir schon bei den Trocken-Übungen Vorzeigeschüler. Ich freute mich auf die bevorstehende, ruhige Zeit im Kreißsaal. Auf entspannende Momente, innere Ruhe, erholsame Wehen. Ein Kinderspiel für uns! Ob es wohl nach der Geburt endlich etwas zu essen gibt? Tief ausatmen, einatmen, langsam ausatmen. Tief ausatmen, einatmen, langsam ausatmen. Tief ausatmen, einatmen, langsam ausatmen. Tennisball am Rücken rechts – kreisen. Tennisball am Rücken links – kreisen. Ich liebe Massagen! Atmen nicht vergessen! Tief ausatmen, einatmen, langsam ausatmen. Tief ausatmen, einatmen, langsam ausatmen. Tiefenentspannung machte sich langsam aber sicher bemerkbar. Eine Auszeit vom sonst so hektischen Alltag für Seele & Geist. Wie es die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs voraus gesagt hatte: “Du musst die Wehen nur veratmen und die Geburt wird weniger schmerzhaft”. Sie hatte wirklich Recht! Es war ein Leichtes ihre Tipps und Hilfestellungen im Kreißsaal umzusetzen. Mich plagten weder Schmerzen, noch fühlte ich mich am Ende meiner Kräfte. Ich war sozusagen eine Vorzeige Gebärende, ohne Drama und Tamtam.
Sicherlich lag das vor allem an meiner präzise ausgeführten Atemtechnik und den Entspannungsübungen. Und den Tennisbällen. Gut, die PDA wird womöglich auch einen kleinen Anteil daran gehabt haben. Wobei ohne die perfekt einstudierte und ausgeführte Atmung, auch die beste PDA nichts bringt. Sie kann, als kleine Hilfestellung dienen. Dir das Gefühl geben, dass du doch nicht gleich sterben musst. Aber aufs Atmen darfst du trotzdem nicht vergessen! Atmen ist das A und O der Entbindung.
Und dann war er endlich da! Unser kleines Wunder – unser großes Glück – unser Leben! Kein Ereignis ist so fantastisch und unglaublich wie die Geburt eines Kindes. Auch wenn sich Vorstellung und Realität vielleicht unterscheiden! So gibt es doch nichts Faszinierenderes als ein neues Leben!
“Gefühle, die man nicht beschreiben kann. Liebe, die in Erfüllung gegangen ist. Gewissheit, das Wichtigste dieser Erde in den Händen zu halten”
Allen werdenden Mamis kann ich nur empfehlen unbedingt einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen. Es lohnt sich! Seid beruhigt, es ist ein Ding der Unmöglichkeit nicht zu merken, dass die Geburt losgeht. Labello für den Kreißsaal ist nicht unbedingt sooooooooo wichtig. Man hat andere Gedanken! Und last but not least: Atmen nicht vergessen!
An meine wunderbare Hebamme, die nach unserer Entbindung beschlossen hatte, ihren Ruhestand anzutreten, denke ich noch heute gerne zurück.
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